Reisebericht: Radtour auf der NOK-Route von Hamburg bis Kiel

Von unseren Gästen Heinz, Hella und Hinrich

Hella und Hinrich

Unsere Radreise vom 5.10.2024 bis zum 10.10.2024 – Hamburg – Kiel: 

Gebucht waren 5 Übernachtungen mit Frühstück für 3 Personen im Doppelzimmer mit Zustellbett, incl. Gepäcktransport. Da wir an der Bahnstrecke Bremen – Hamburg wohnen, schnallten wir uns die Koffer für die beiden kurzen Strecken zum Bahnhof und vom Hauptbahnhof Hamburg zum ersten Hotel auf die drei Fahrräder. Nun konnte die Fahrt beginnen.

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Tag 1: Der Fahrstuhl funktionierte zweimal für je eine Person mit Rad, beim dritten Mal ruckte er nur einen Meter hoch, um dann stehen zu bleiben. Also musste das Rad die Treppe hinuntergetragen werden. Um 9:10 Uhr kam pünktlich der Metronom Richtung Hamburg. Wir standen dort auf dem Bahnsteig, wo sich normalerweise das Radabteil befindet. Ein befreundetes Ehepaar wollte mit nach Hamburg fahren. Vorne am Zug war kein Radsymbol, also im Laufschritt zu Fünft ans hintere Ende des Zuges geflitzt. Auch dort befand sich kein Radsymbol. Unser Nachbar drückte noch schnell die „Tür-auf-Taste“, die aber in dem Moment bereits verriegelt war. Der Zug fuhr ohne uns ab. Wir nahmen es mit Humor und hofften auf den Zug um 10:10 Uhr mit Radabteil. Dieser Zug kam pünktlich und nahm uns mit. Durchsage kurz vor Hamburg: Dieser Zug fährt heute nur bis Hamburg-Harburg. Also mit den vollgepackten Rädern umgestiegen und weiter bis zum Hauptbahnhof. Die Wegbeschreibung Richtung Hotel war gut, das Hotel schnell gefunden. Mit S- und U-Bahn ging es zurück zur Innenstadt. Dort zu Fuß durch den alten Elbtunnel und zurück. Den „Michel“ haben wir leider nur wegen einer Veranstaltung von außen ansehen können. Wir freuten uns auf den nächsten Tag mit der ersten Radetappe bis nach Glückstadt! 

Der "Michel" in Hamburg

Tag 2: Hamburg – Glückstadt, ca. 55 km hieß es in der Beschreibung. Endlich Rad fahren! Bis zur Elbe schafften wir es mit kleineren Umwegen wg. der Baustellen trotzdem zügig. Am Willkomm-Höft in Wedel gab es eine Rast mit leckeren Fischbrötchen. Leider kommen sonntags wenige bis gar keine großen Schiffe dort vorbei. Sie liegen auf Reede, damit die Hafengebühr für den Tag gespart werden kann. Schade, wir hätten es unserem Enkelsohn gerne gezeigt. Also weiter den Elbe-Radweg entlang bis hinter Hohenhorst. Doch dort standen wir vor dem geschlossenen Sperrwerk (Öffnung nur bis 30.9.) Also zurück und weiter Richtung Seestermühe und wieder an den Elberadweg Richtung Kollmar. Wieder ein Sperrwerk und wieder nur bis 30.9. geöffnet. Dort gibt es in der Nähe lt. Karte eine historische Personenfähre. Die war jedoch auch nicht in Betrieb. Weiter bis kurz vor Elmshorn und im Zickzack durch die Wiesen und Felder an die Bundesstraße Richtung Glückstadt. 87 km statt geplanter 55 gefahren. Gut, dass wir geübte Radfahrer sind. Ein nettes kleines Hotel direkt am Markt war unser Ziel. Leider hatte man vergessen, das Zustellbett ins Zimmer zu stellen. Unser Enkel bekam – ohne Aufpreis – ein sehr geräumiges Extra-Zimmer. Wir machten Witze und sagten, dass wir doch keine Abenteuerreise gebucht hätten!

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Tag 3: Glückstadt – Schafstedt. Start bei Nieselregen Richtung Elbdeich. Dort angekommen waren die Tore mit Kette und Schloss gesichert. Wegen der Blauzungenkrankheit der Schafe war der Radweg gesperrt. Also folgten wir der Bundesstr. 431 auf dem Radweg. Es gab dort bereits Schilder mit dem Hinweis, dass diese Straße Richtung Brunsbüttel ab Brokdorf gesperrt sei. Wir planten bis dort zu fahren und dann weiterzusehen. Hier mussten wir Richtung Wilster, von dort wollten wir entlang der B5 bis nach Brunsbüttel. Leider war das eine reine Autostraße und für Räder verboten. Also wieder weiter und eine Überquerungsmöglichkeit der B5 gesucht. So kamen wir nach Kudensee an den Nord-Ostsee-Kanal. Die Schleusenanlagen in Brunsbüttel waren 11 km entfernt – also 22 km mehr. Da es immer noch nieselte, beschlossen wir, Brunsbüttel auszulassen und am letzten Tag die Schleusen in Kiel-Holtenau zu besichtigen. Die letzte Etappe betrug ja nur 35 km, da konnten wir leicht verlängern.

Containerschiff

Entlang des NOK fuhren wir bis 6 km vor Schafstedt. Der Hunger mahnte zu einer Rast mit Brötchen oder ähnlichem. Hier gab es einen Imbiss, der jedoch bis 14:00 Uhr geschlossen war. Kurz gegoogelt, wie die Öffnungszeiten unseres Hotels waren und die paar Kilometer weiter gefahren. Laut Beschreibung sollte das Hotel durchgängig geöffnet sein, es war aber geschlossen. Ein Schild hing in der Tür: Heute und morgen nur ab (ich glaube) 16:30 Uhr geöffnet. Ich rief dort an und schilderte unsere Verwunderung und Situation. Die freundliche Dame bot uns an, uns Kuchen oder Kekse zu servieren. Die Koffer wären auch schon da, jedoch müssten wir noch das Zustellbett und für drei Personen das Frühstück am nächsten Morgen bezahlen. Das lehnten wir ab und telefonierten mit der Reisegesellschaft. Es war ein Buchungsfehler vom Hotel. Ein Mitarbeiter von Radweg-Reisen kümmerte sich und übernahm die zusätzlichen Kosten. In 2 Kilometer Entfernung gab es einen Bäcker, bei dem wir unseren Hunger stillten. Laut Hotelbeschreibung glaubten wir, eine gut sortierte Speisekarte für abends vorzufinden. Leider war es nur bessere Fastfood. Unser Zimmer lag Richtung Zufahrt zum Fähranleger. Aufgrund der Wetterprognose für die nächsten Tage fuhren die ganze Nacht Trecker mit vollbeladenen Anhängern mit Maishäckseln mit der Fähre in beide Richtungen über den NOK. Wir leben in einem Dorf und sind diese Geräusche gewöhnt, jedoch nicht in dieser Vielzahl. Macht nichts, fürs Wetter kann niemand etwas!

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Tag 4: Schafstedt – Rendsburg (Büdelsdorf). Wir freuten uns auf die Schwebefähre unterhalb der Hochbrücke. Start bei Nieselregen. Aufgrund kleinerer Baustellen am Kanal fuhren wir wieder einen Umweg. Dieser waren zwar nicht sehr weit, dafür aber voller Matsch auf dem Straßenbelag, da die Maisernte in vollem Gange war. Bei der Schwebefähre erfuhren wir, dass es unter dem NOK auch einen Tunnel geben sollte. Also beschlossen wir eine Querung mit der Fähre zu machen und eine durch den Tunnel. Zum Tunnel hinab führt Europas längste abwärtsfahrende Rolltreppe. Beide Querungen waren ein Erlebnis. Unser Enkel wunderte sich, dass alle Fähren kostenlos benutzt werden konnten. Wir lieferten ihm die Erklärung: Überall, wo es vor dem Bau des Kanals Straßenverbindungen gegeben hatte, wurden kostenlose Fährverbindungen geschaffen, damit die Bauern ihre Wiesen und Felder erreichen konnten.

Schwebefähre
Schwebefähre

Radweg zwischen Schafstedt und Rendsburg

Fähre

Tag 5: Rendsburg (Büdelsdorf) – Kiel: Gut ausgeruht und hervorragend gefrühstückt wollten wir unsere Fahrt nach Kiel fortsetzen. Packtaschen ans Rad und... So ein Pech: ein Vorderrad war platt. Abends war es noch in Ordnung gewesen. Wir kontrollierten die Reifen und stellten fest, dass eine kleine Glasscherbe darin steckte. Dort hatte der Schlauch ganz langsam über Nacht die Luft verloren. Da wir Vielfahrer sind, hatten wir einen Ersatzschlauch dabei und mussten den defekten Schlauch nicht erst flicken. Vorderrad ausgebaut, Schlauch gewechselt und ins Rad wieder eingesetzt. Nun ging es los. Dieser Tag brachte keine weiteren Überraschungen. In Kiel-Holtenau konnten wir dann die großen Schleusenkammern Richtung Ostsee bestaunen. Es ist schon beeindruckend, wenn neben einem großen Containerschiff noch ein Frachter und weitere kleinere Schiffe in eine Schleusenkammer passen. Das Hotel lag etwas abseits, war aber sehr schön und ruhig. Auch die Speisekarte ließ keine Wünsche offen. Unser Gepäck haben wir vorbereitet, da wir es am nächsten Tag auf den Rädern zum Bahnhof und mit dem Zug nach Hause transportieren mussten.

Schleusenausfahrt

Tag 6: Heimreise von Kiel nach Hause: Leider wieder ein Regentag. Da es zum Bahnhof nicht allzu weit war, hat es uns die Laune nicht verdorben. Die Zugverbindung Kiel – Hamburg Hauptbahnhof, mit Umstieg in Richtung Bremen, war fraglich. Auf dem Hinweg hatten wir bereits in HH-Harburg den Zug wechseln müssen. Unser Zug fuhr etwas verspätet ab, da der Lokführer nicht pünktlich war. Ab Hamburg-Hauptbahnhof fährt stündlich ein Zug Richtung Bremen. Falls also die Umsteigezeit zu kurz ist, kann man ganz entspannt den nächsten Zug erreichen. Drei Räder mit Gepäck bedeutet dreimal Fahrstuhl fahren. Das kostet Zeit. Kurz vor Hamburg kommt eine Durchsage: Dieser Zug fährt heute nur bis Hamburg-Altona. Alle müssen aussteigen und mit einem anderen Zug oder der S-Bahn weiter zum Hauptbahnhof. Die Information ist stark frequentiert. Der Bahnmitarbeiter meint, wir sollten mit dem Fahrstuhl zu einem anderen Bahnsteig und von dort mit der S-Bahn fahren. Da wir eine gemeinsame Fahrkarte hatten, trauten wir uns nicht, mit der S-Bahn in verschiedenen Abteilen zu fahren. Also beschlossen wir, einen anderen Zug zu nehmen. Dieser Versuch endete am Fahrstuhl. Dieser war so klein, dass ein einzelnes Rad nur hochkant hineingepasst hätte. Genervt schauten wir, wie weit es durch die Stadt mit dem Rad zum Hauptbahnhof ist. Unser Enkel schaltete sein Navi ein und lotste uns durch Hamburg zum Bahnhof. Von dort fuhren wir mit einem Eilzug nach Rotenburg und warteten auf den Metronom, der uns nach Hause bringen sollte. Dieser Metronom wurde nämlich erst in Hamburg Harburg eingesetzt. Wir hätten also mit dem Rad noch über die Elbe fahren müssen, was wir bei dem Regenwetter vermeiden wollten. In Rotenburg konnten wir noch spanischen Touristen helfen, wieder in den Zug Richtung Tostedt zu finden. Sie hatten im voll besetztem Zug die Tür nicht rechtzeitig erreicht. Hoffentlich sind sie gut angekommen!

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Zu Hause hatten wir 282 Kilometer auf dem Tacho. Wenn man die An- und Abfahrten zu den Bahnhöfen abzieht, sind wir 270 Kilometer statt der geplanten ca. 200 Kilometer gefahren. Trotz aller Widrigkeiten hatten wir viel Spaß. Fazit: Es war trotzdem sehr schön!!!