„On the road again …“
2021 haben wir unsere erste Tour über Radweg-Reisen gebucht und waren schwer begeistert. Es stand fest: 2022 müssen wir wieder los!
Wir informierten uns im Internet, im Katalog … und hatten viel zu viele Routen, die wir unbedingt mal machen wollten. Unsere Wahl fiel letztendlich auf die „Radtour an der Adria nach Istrien“. Die Tour wurde in Zusammenarbeit mit einem italienischen Partner-Reiseveranstalter organisiert. Wieder sollte die An-/Abreise mit der Bahn erfolgen (per Nightjet), was allerdings aufgrund von Bauarbeiten dann plötzlich doch nicht ging. Notgedrungen umdisponiert, auf andere Bahnverbindungen für die Anreise und einen Flug für die Abreise, kamen wir zu folgendem Fazit: An- und Abreise per Flugzeug ist zu empfehlen.
Tag 1 und 2 in Venedig:
Wir - Ü50 und Ü60 - bevorzugen eine Zusatznacht im Ausgangsort und erkunden erstmal Venedig. Unser Hotel befindet sich in Mestre, die Tram-Station ist direkt um die Ecke und die Verbindungen in die Lagunenstadt sind gut. Wir lassen uns von einem singenden Gondoliere-Urgestein durch den Canale Grande fahren, sehen den Dogenpalast, die Rialto-Brücke und erfahren von der einen oder anderen besonderen Begebenheit.
Wieder festen Boden unter den Füßen, geht‘s quer durch die Stadt und über unendlich viele Brücken bis hin zur Piazza San Marco. Die Altstadt ist sauber, das Wasser grün-blau und die Menge der Touristen geringer als erwartet. Ein schöner, sonniger Tag, an dem wir viele neue Eindrücke sammeln dürfen, endet schließlich mit der Übergabe unserer gebuchten E-Bikes und einer Einweisung, in englischer Sprache durch Anthony, auf dem Hof unseres Hotels in Mestre. Endlich erhalten wir auch das langersehnte Kartenmaterial für unsere Tour. Hier lernen wir dann weitere Teilnehmer der Tour kennen, die uns in den folgenden Tagen immer wieder einmal über den Weg „laufen“ würden.
Mehr erfahren Weniger anzeigenTag 3:
Die erste Etappe in Richtung Lido di Jesolo beginnt etwas holprig mit einer Fahrradpanne und leichten Orientierungsproblemen. Aber dann sind wir auf Spur, aus Mestre raus, und es geht im Verlauf der Route ca. 8 km auf einem wunderschönen Radweg am Flussufer entlang. Etwas später kommen Heimatgefühle auf: Wir fahren über einen Damm und die Landschaft zu unserer Rechten sieht fast so aus wie unser Wattenmeer. Auf dem Damm bräunt die Sonne unsere Haut gnadenlos – weit und breit kein Schatten! Aber am Ende des Damms erwartet uns eine kleine Taverne in Caposile mit schattigen Plätzen und kalten Getränken, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Später erreichen wir unser Ziel Lido di Jesolo, ein schöner hoteleigener Sandstrand lockt uns und wir nehmen unser erstes Bad im Mittelmeer. Lido di Jesolo ist eine gut besuchte Touristenhochburg mit einem lebhaften Nachtleben.
Tag 4:
Wir wandeln unsere Etappe ein wenig ab und fahren direkt an der Küste entlang, vorbei an Waikiki-Beach und freuen uns über wunderschöne Landschaftsbilder. Wieder auf der eigentlichen Route folgen wir den Anweisungen auf unserer Karte. Die Strecke führt uns über eine Ponton-Brücke – ein Hauch von Abenteuer – und eine lange Zeit an einem Fluss entlang. Eine große Hinweistafel heißt uns „Willkommen im Reisland“ – dabei dachten wir bislang, wir wären im Land des Chiantis und der Pasta. Wir fahren weiter nach Caorle, wo wir ein Eis genießen und die schöne Kulisse uns auf ein Erfrischungsbad einlädt.
Dann führt uns der Weg ins Landesinnere nach Portogruaro. Wer im Hotel „Spessotto“ untergebracht ist, sollte sich etwas fürs zweite Frühstück am nächsten Morgen einkaufen.
Mehr erfahren Weniger anzeigenTag 5:
Nach einem eher spartanischen Frühstück steigen wir wieder auf unsere E-Bikes und machen uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel nach Grado. Die Etappe führt uns vorbei an vielen Feldern mit Weinreben, ein langes Stück Strecke (von uns „irgendwo im Nirgendwo“ genannt) Schotterweg, dann durch ein kleines Wäldchen bis Marano Lagunare. Dort erwartet uns auf dem Marktplatz bereits unser „Skipper“, verlädt die Fahrräder und bringt uns mit seinem Boot rüber nach Aquileia. Besonders schön ist das letzte Stück vor dem Ziel: die Fahrt über den Damm nach Grado. Im Hotel Diana empfangen uns die Inhaber ganz herzlich. Grado ist ein idyllischer Ort und strahlt besonders am Abend einen ganz besonderen Charme aus. La Dolce Vita.
Tag 6:
Es brennt! Mitten in der Nacht werden wir wach, das Zimmer ist völlig verqualmt, der ganze Ort in Rauchschwaden eingehüllt. „Google“ weiß Bescheid: ein Waldbrand bei Bibione ganz in unserer Nähe ist die Ursache. Von Grado sollte es nach Monfalcone und zum Castello di Miramare weitergehen. Doch die Straße ist gesperrt und der Zugverkehr eingestellt. Die Hotelinhaber haben uns geraten, zeitig per Schiff nach Trieste überzusetzen. Was bleibt uns übrig? Trieste ist eine Stadt mit italienischem Flair auf der einen und österreich-ungarischem auf der anderen Seite. Diese Mischung ergibt eine eindrucksvolle Altstadt.
Tag 7:
Die nächste Etappe beginnen wir erneut mit einer kleinen Schiffstour. Wir lassen uns von Trieste nach Muggia bringen, da die Strecke über Land doch einige Höhenmeter verspricht. Muggia ist ein gepflegter Ort mit einem idyllischen Hafen. Der Radweg führt durch das Stadttor hindurch und dann direkt an der Küstenstraße entlang. Nach knapp 6 km erreichen wir die Grenze zu Slowenien und verlassen Italien.
Der Adria-Radweg in Slowenien beeindruckt uns dann doch. Breit, asphaltiert, mit Radsymbolen versehen und dann noch mit einem traumhaften Ausblick auf‘s Meer – das lässt einen immer wieder das ein oder andere Leiden und die 33 - 40 Grad vergessen. Wir fahren durch Koper und Portoroz bis Piran. Schon bei der Fahrt hinunter in den Hafen verschlägt uns die Schönheit dieses Ortes die Sprache …und dann stehen wir vor unserem Hoteleingang und können gegenüber direkt wieder raus auf‘s Meer gucken. Wir sind im Paradies angekommen. Das Hotel ist wirklich ein Traum und lässt keine Wünsche offen. Das Frühstücksbuffet ist eine Augenweide und ein Genuss. Piran ist eine der malerischsten mittelalterlichen Küstenstädte Sloweniens und denkmalgeschützt. Einen Strand gibt es hier nicht wirklich – man macht es sich auf der Promenade oder den Steinen so bequem wie möglich. Ein Spaziergang am Abend lohnt sich auf jeden Fall, ebenso ein Stopp an der kleinen Eisdiele „Mersii Gelato – handwerkliches Gelato“ in der Kosovelova 2.
Mehr erfahren Weniger anzeigenTag 8 und 9:
So schön es auch war, es nützt ja nichts, weiter geht‘s! Gut gestärkt verlassen wir Piran in Richtung slowenisch-kroatische Grenze. In Portoroz führt uns der Radweg durch einen Campingplatz am „Secovlje Salina Nature Park“ vorbei. Gleich nachdem wir die Grenze passiert haben, geht es einen Schotterweg in höher gelegene Gefilde rauf – kein Problem dank unserer E-Bikes. Wir genießen den tollen Ausblick u.a. an einem Foto-Point (davon gibt es einige auf der gesamten Strecke, auf die in den Reiseunterlagen immer wieder hingewiesen wird). Wir haben uns für die Routenvariante über Umag an der Küste entlang entschieden und die Eindrücke auf dieser Strecke sehr genossen.
In Lovrecica treffen wir wieder auf die andere Route, fahren bis Novigrad und machen eine Pause bei „My old Lady“. Die Routenbeschreibung für die letzte Etappe von Piran bis Porec war nicht nur für uns eine Herausforderung, wir treffen immer mal wieder auf unsere ebenfalls rat-/orientierungslosen Mitradler vom Beginn der Reise. Das eine oder andere Hinweisschild fehlt oder zeigt in die falsche Richtung und gelegentlich gibt es einen Kreisverkehr, der bei Erstellung der Wegbeschreibung offensichtlich noch nicht vorhanden war. Letztendlich sind wir in Porec angekommen und auch hier empfiehlt sich eine Zusatznacht. In Porec gibt es viel zu sehen. Besonders am Abend erwacht die Altstadt zum Leben und immer wieder findet man neue Gassen, Marktplätze mit Tavernen und Livemusik.
Abreise
Insgesamt sind wir 335 km (hier und da einen Umweg inbegriffen) gefahren, unsere Koffer wurden zuverlässig und pünktlich von Etappe zu Etappe transportiert und im Notfall hatten wir eine Kontaktmöglichkeit. Wir sind zum Abschluss unserer Radreise mit unvergesslichen Eindrücken im Gepäck von Porec mit dem Mietwagen auf eindrucksvollen Serpentinenstrecken mit sagenhaften 20 – 40 km/h nach Krk (Flughafen Rijeka) gefahren und wieder sicher in Hamburg gelandet.
Für uns steht fest: Wir fahren wieder los …