Nach 15 Monaten Pandemie die erste Flugreise. Wie kompliziert das wohl sein wird? Einreiseformular mit QR-Code, Impfzertifikat auf dem Handy, Bordkarte. Doch dann wollte erst einmal niemand etwas sehen. Dann die nächste Überraschung – der Flieger von Zürich nach Athen war ausgebucht, und das an einem Donnerstagabend. Bei der Einreise in Athen hieß es dann: Impfzertifikat zeigen, Welcome to Greece! Geschafft.
Wegen der Flugverbindungen und weil ich Athen noch nicht kannte, hatte ich zwei Vorübernachtungen im Zentrum der griechischen Hauptstadt gebucht. Der Ticketschalter für den Express-Bus am Flughafen war so gut versteckt, dass niemand ihn fand. So ging noch ein wenig Zeit vorbei und sorgte zusammen mit der nicht einkalkulierten Zeitverschiebung (um eine Stunde) dafür, dass ich gegen 22:30 Uhr am zentralen Syntagma-Platz ausstieg, in dessen Nähe sich mein Hotel befand.
Am Einschiffungstag hatte ich ganz viel Zeit, bis ich gegen 14:00 Uhr auf der MS Thalassa einchecken konnte und so nahm ich den Bus nach Piräus und machte mich zu Fuß auf zur Marina, in der das Schiff liegt. Wirklich schön gelegen und sehr groß, dauerte es seine Zeit, bis ich das Schiff fand – einen hölzernen, sehr eleganten Dreimaster. Ich wollte mir das Schiff ansehen und die Rad- und Schiff-Reise rund um den Peloponnes und die Saronischen Inseln ausprobieren, um zu entscheiden, ob wir sie in unser Programm aufnehmen werden. Das ist der schönste Teil der Arbeit.
Das Schiff hatte für mich persönlich im Vorfeld eine kleine Schwäche: Bedingt durch die Bauweise sind alle Kabinen unter Deck. Für mich, der Klimaanlagen nicht mag, war dies eine Einschränkung. Mal sehen, wie es sich schläft mit geöffneten Bullaugen.
Gegen 14:00 Uhr bezog ich meine Kabine, den Nachmittag verbrachte ich an Bord, die Marina und Athen hatte ich ja bereits gesehen. Im Laufe des Nachmittags reisten sechs weitere Gäste aus den USA an und um 20:00 Uhr gab es Abendessen an Bord. Wer die griechische Küche nur aus Deutschland kennt, wird überrascht sein, wie vielfältig und lecker das Essen in Griechenland ist. Ein Paradies für Genießer! Nach dem Essen wurde uns von unseren drei Tour-Guides Catharina, Kristopher und Costas die Crew vorgestellt, ein eingespieltes Team. König der Coolness ist unangefochten der Koch. Nach dem Essen stieß Thomas noch als Spätanreisender hinzu und wurde ebenfalls verköstigt. Und nun waren wir auch schon vollständig.
Mehr erfahren Weniger anzeigenNach dem Frühstück hieß es: Leinen los und bei 35 Grad und wolkenlosem Himmel war die Überfahrt zur Insel Poros ein wunderschöner Einstieg in diese Rad- und Schiff-Reise rund um den Peloponnes und die Saronischen Inseln.
Poros-Stadt ist ein sehr nettes Hafenstädtchen, auf dem Berg thront das Wahrzeichen von Poros, der Uhrenturm. Die lebendige Promenade verhieß einen schönen Absacker nach unserem wunderbaren Abendessen in einer Taverne am Meer. Aber zuerst stand am Nachmittag eine kurze, aber sehr schöne Radtour über die Insel und zu einem Kloster auf dem Programm.
Nachdem ich in der ersten Nacht gemerkt hatte, dass Schlafen ohne Klimaanlage bei 28 Grad nicht wirklich erholsam ist, schlief ich ab der zweiten Nacht auf dem Sonnendeck. Selbst unter einem leichten Laken war es noch sehr warm. Aber was für ein schönes Erlebnis, unter freiem Himmel zu schlafen. Sobald jedoch die Sonne aufging, wurde es heiß, sodass ich keinen Wecker brauchte, um rechtzeitig aufzustehen. Nach dem Frühstück ging es ein paar Meter mit dem Rad zum Fähranleger, von dort in ein paar Minuten hinüber zum Festland, dem Peloponnes.
Dort angekommen starteten wir unsere schöne, unspektakuläre, aber genussvolle Radtour nach Ermioni. Auf dem Weg machten wir einen Kaffee- und Badestopp mit frisch gepresstem Orangensaft und griechischem Kaffee. Glücklicherweise wehte immer eine Brise, denn langsam wurde es wirklich heiß. Die Wetterprognose kündigte eine Hitzewelle mit 42 Grad am Freitag an. Mit jedem Tag wurde die Zahl der E-Bike-Fahrer größer, denn bei diesen Temperaturen waren selbst 30 Kilometer Sport.
In Ermioni, wo wir an Bord gehen sollten, war es so windig, dass der Kapitän Probleme hatte beim Anlegen. Aber man merkte, dass die Crew aus Profis bestand. Die Überfahrt nach Nafplio war wunderschön, mit einer dicken Schicht Sonnencreme auf der Haut war die Fahrt auf dem Sonnendeck ein Genuss.
Nafplio ist eine sehr schöne Festungsstadt, für kurze Zeit war sie griechische Hauptstadt. Heute verfügt sie über unglaublich viele und schöne Geschäfte in den unzähligen Gassen. Ein sehr schönes Städtchen.
Heute war es noch einmal wärmer geworden und so war die Radtour durchs Flachland in Richtung Mykene für mich kein allzu großes Highlight. Ohne Wind wurde die Wärme anstrengend und kurz vor Mykene erfolgte noch ein Anstieg. Die Ruinen der alten Stadt zu besichtigen, ist jedoch nahezu ein Muss. Nachmittags erfolgte die Überfahrt zur Insel Spetses, wo wir über Nacht blieben.
Nach dem Frühstück starteten wir zur wohl schönsten Radtour der Reise. Rund um die Insel Spetses, eine tolle Tour! Und der Stopp in der Beach-Bar war perfekt.
Am Nachmittag machte der immer stärker werdende Wind ein Umplanen nötig. Statt mit der Thalassa ging es mit einem Tragflügelboot auf die wunderschöne Insel Hydra, weil die Thalassa dort unter diesen Bedingungen nicht anlegen konnte. Nur drei Autos gibt es hier. Ansonsten heißt es zu Fuß gehen oder einen Esel mieten.
In Hydra-Stadt, einem zauberhaften Städtchen, steht die Zeit still. Man hört mit dem Fotografieren nicht mehr auf. Gegen 20:30 Uhr legte unser Tragflügelboot nach Poros ab, wo die Thalassa auf uns wartete und vorher wollte ich noch etwas essen. Doch herrje: Auf der ganzen Insel fiel plötzlich der Strom aus. Und so hieß es für mich und die Guides (die anderen hatten vor dem Stromausfall gegessen) hungrig nach Poros fahren, beim Souvlaki-Schlauchboot-Lieferservice bestellen und an Bord der Thalassa essen. Toll, wie die Guides improvisieren! Nachdem für den kommenden Tag weiter auffrischende Winde angesagt waren, entschied sich unser Kapitän zu einer spät abendlichen Überfahrt nach Methana, statt das Risiko einzugehen, am nächsten Tag festzusitzen.
Nach stürmischer Nacht hieß es nach dem Frühstück: ab aufs Rad. Eine Rundtour auf Methana (mief 😉 – der Name kommt von den austretenden Gasen) stand auf dem Programm. Der anfängliche Anstieg war bei der Hitze – bereits morgens um 09:00 Uhr zeigte das Thermometer 37 Grad – nicht ohne. Aber ich wollte ja Rad fahren und so widerstand ich weiter der Versuchung, auf ein E-Bike zu wechseln.
Am Mittag sollte es eigentlich mit einer Badepause zwischendurch auf die Insel Ägina gehen, aber leider gab es ein Hydraulikproblem an Bord. So starteten wir etwas später mit der Thalassa und setzten auf direktem Weg auf unsere letzte Insel (Ägina) über, wo wir ein wunderbares Abendessen am Strand genossen. Die griechische Küche ist unglaublich gut.
Nach dem Frühstück starteten wir unsere letzte Rundtour. Es wurde nun wirklich sehr heiß und das erste Mal auf der Tour war der Wind weg. Und so war die Tour eine echte Herausforderung. Aber es lohnte sich. Nach einem Anstieg erreichten wir einen Tempel mit toller Aussicht und einem angeschlossenen Café. Da Ägina die Insel der Pistazien ist, hieß es Pistazieneis essen. Die Abfahrt nach Ägina-Stadt fühlte sich bei 40 Grad im Schatten an wie eine Achterbahnfahrt durch einen Umluft-Backofen, ein unglaubliches Gefühl! Das ist Sommer pur. Genau, was ich nach diesem langen kalten Winter und Frühjahr gesucht hatte.
Am Nachmittag starteten wir dann leider schon wieder zur letzten Überfahrt nach Piräus. Nach einem wunderschönen letzten Abend an Bord mit viel Ouzo hieß es am nächsten Morgen Abschied nehmen.
Morgens um 09:00 Uhr müssen die Kabinen geräumt sein. Die Crew hat nur wenige Stunden, um das ganze Schiff wieder auf Vordermann zu bringen. Eine starke Leistung. Um 10:30 Uhr stand pünktlich auf die Minute der Transferfahrer am Pier bereit und brachte uns zum Flughafen. Glücklicherweise hatte ich noch einen Flug nach Santorin gebucht, um meine Griechenland-Reise nicht abrupt beenden zu müssen. Normalerweise in der Hochsaison überlaufen, wollte ich die Gelegenheit in der Pandemie nutzen, ein ruhigeres Santorin zu sehen.
Das von den Kollegen empfohlene Hotel Theoxenia in Firá war perfekt. Glücklicherweise hatte ich ein Superior-Zimmer mit Ausblick auf die Caldera gebucht. Was für ein Traum! Jeden Tag Sonnenuntergang von der eigenen Terrasse bewundern, während unter dem Hotelzimmer die Sundowner-Pilgerströme vorbeizogen auf der Suche nach einem freien Plätzchen.
Mein Fazit:
Tolle Tour, schönes, sehr gemütliches Schiff. Durch die Bauweise gibt es keine Oberdeck-Kabinen, was für Frischluft-Liebhaber ein Manko sein kann. Bei den Bädern handelt es sich um All-in-One-Lösungen, was man wissen sollte. Das Wetter in Griechenland ist trocken heiß, der Wind zwingt oft zu Programmänderungen. Tourguides und Crew: super professionell!
Tipp: zusätzliches Badetuch für den Strand und leichten Schlafsack mitnehmen, um an Deck schlafen zu können. Verlängerungsnächte in Athen und/oder Santorin sind empfehlenswert. Inlandsflug Athen - Santorin in circa 45 Minuten für in der Regel unter 100 Euro, alternativ mit dem Schnellboot oder Fähre in 4 bis 9 Stunden zu ähnlichen Preisen.