Reisebericht: In 6 Tagen rund um den Bodensee

Von unserem Gast Gertraud im Mai 2024

Sie war allein unterwegs und hatte trotz des oft nicht so tollen Wetters eine schöne Zeit am Bodensee.

Anreisetag 20.5.2024

Die Fahrt mit der Deutschen Bahn war wie so oft auch diesmal wieder von Verspätungen und Schienenersatzverkehr geprägt. Einziges Glück: Im Zug von Singen nach Konstanz saß mir ein nettes Ehepaar gegenüber, auch Radler, die in Petershausen ausstiegen und mir den Weg zum Hotel gezeigt haben. Dort war ich gut untergebracht. An der Rezeption bekam ich eine Bodenseekarte, mit der ich kostenlos per Bus zur Niederlassung von Radweg-Reisen fahren konnte. Mein Leihrad stand bereits im Hof und ein netter Mitarbeiter passte es an. Er gab mir noch ein paar Tipps zum Abendessen. Bei schönem Sonnenwetter ging es mit dem Rad also noch in die Altstadt zum Bummeln. Eine sehr schöne Stadt mit vielen individuellen Läden. Eine gute Chance, sich an das neue Fahrrad zu gewöhnen. In Konstanz gibt es zahlreiche Radwege, Schutzstreifen und breite Fahrradstraßen. Als Ortsfremde musste ich manchmal anhalten und den Stadtplan befragen, aber ich fand das Konzilgebäude und den Hafen ohne Probleme. Auch im Münster habe ich noch vorbeigeschaut. Leider war es schon zu spät für eine Turmbesteigung. Über dem Hafen zog gerade ein Zeppelin dahin.
 

Mehr erfahren Weniger anzeigen
Konzilgebäude in Konstanz
Konzilgebäude in Konstanz
Im Konstanzer Hafen
Im Konstanzer Hafen

1. Tour am 21.5.2024

Schon früh am Morgen bin ich durch das Rauschen des Regens aufgewacht. Das Frühstück in dem gemütlichen kleinen Frühstücksraum war gut, aber angesichts eines Regentages war meine Stimmung nicht die beste. Ich entschied mich schließlich dazu, nicht die vorgesehene Strecke über Stein am Rhein zu fahren, sondern am Seeufer entlang zur Insel Mainau zu radeln. Dort traf ich genau zur Öffnung des Gartens ein. Eine Stunde lief ich durch den Regen und freute mich über die zahlreichen prächtigen Pfingstrosen, die gerade in voller Blüte standen. Der große Vorteil war, dass ich den Garten fast für mich alleine hatte. Außer den fleißigen Gärtnern, die auch bei diesem Wetter arbeiten mussten, waren anfangs gar keine Menschen zu sehen, später eine Handvoll. Im Schmetterlingshaus, das um 10 Uhr öffnete, konnte ich ein wenig trocknen. Meine angeblich regendichte neue Jacke war inzwischen völlig durchgeweicht. Die Regenüberhose dagegen hielt, was sie versprach. Das Schmetterlingshaus lohnt in jedem Fall einen Besuch. Man wird von riesigen, leuchtend bunten Faltern umflattert. Beeindruckend! Die bezaubernden Insekten lassen einen auch so nah heran, dass man sie gut fotografieren kann. Auch nach Verlassen des warmen Schmetterlingshauses hatte der Regen nicht nachgelassen. Über Wollmatingen radelte ich zur Reichenau. In einem kleinen Café in Oberzell gab es heißen Tee und leckeren Kuchen. Danach hatte ich Glück und konnte an einer Führung durch die romanische St. Georgs Kirche teilnehmen. Die uralten Fresken sind faszinierend. In einem kleinen Museum gegenüber der Kirche kann man sich kostenlos informieren, wenn gerade keine Führung stattfindet. Nass und müde kam ich schließlich in Radolfzell an. Das Hotel am Stadtgarten war gemütlich und das Rad stand in der Tiefgarage trocken und sicher. Das Bad meines Zimmers war nagelneu und herrlich und eine heiße Dusche weckte die Lebensgeister wieder. In einem Sportgeschäft in der Nähe des Hotels kaufte ich mir eine regendichte neue Jacke. Gegen Abend hörte der Regen auf. So konnte ich doch noch einen Spaziergang durch die Altstadt und den sehr schönen kleinen Stadtgarten unternehmen. Das Hotel liegt sehr zentral und dennoch sehr ruhig.

Mehr erfahren Weniger anzeigen

2. Tour am 22.5.2024

Das Wetter war am zweiten Radeltag relativ gut. Die Regenüberhose blieb den ganzen Tag in der Satteltasche. Am Morgen zogen dichte Wolken über den Himmel, mittags tröpfelte es ein wenig, später kam dann die Sonne heraus. Die Tour nach Friedrichshafen startete nach einem leckeren Frühstück mit der Überquerung des Bodanrücks. Hier war ich zum ersten Mal für die Unterstützung des Elektromotors richtig dankbar. Es geht recht steil hinauf nach Stahringen und ebenso wieder hinunter nach Bodman. Leider führte der Weg eine ganze Weile lang parallel zu einer großen Straße. Aber meist ist er räumlich getrennt. Den ersten Zwischenstopp legte ich in Überlingen ein. Das ehemalige Gartenschaugelände lädt zu einer Rast ein, und das Gewächshaus mit den Kakteen und Sukkulenten liegt direkt am Radweg. Der Besuch der St. Nikolaus Kirche ist lohnend. Eine herrliche gotische Hallenkirche. Die Abzweigung zur barocken Wallfahrtskirche Birnau sollte man sich nicht entgehen lassen. Ich hatte an diesem Tag ziemliche Schwierigkeiten, die Birnau zu erreichen, da sich am Morgen leider ein schlimmer Unfall ereignete. Ein PKW hatte das rote Licht am Bahnübergang nicht gesehen und war vom Zug erfasst worden. Deshalb waren beide Bahnübergänge gesperrt und ich musste einen Umweg fahren. Trotzdem war es ein lohnender Abstecher. Weiter radelte ich über Seefelden nach Uhldingen. Vom Uferpark aus hat man einen tollen Blick auf die Pfahlbauten mit der Birnau im Hintergrund.

Mehr erfahren Weniger anzeigen
Kakteenhaus Überlingen
Wallfahrtskirche Birnau
Wallfahrtskirche Birnau

Bis zur Mittagszeit war ich in Meersburg. In der Fußgängerzone genoss ich ein leckeres Mittagessen aus Käsespätzle mit Salat. In der Altstadt schob ich mein Fahrrad den steilen Berg hinauf Richtung Weinberg. Für diesen gigantischen Ausblick nimmt man schon mal eine solche Plackerei auf sich! In der Fußgängerzone ist das Radeln nicht erlaubt. Es gibt aber auch eine Serpentinen-Straße außerhalb der Stadt. Und ein kleines Häuschen sollte man auch einmal gesehen haben! Das Fürstenhäuslein der Annette von Droste-Hülshoff oberhalb der Stadt lohnte die Mühe. Zum einen hat man einen tollen Ausblick über die Stadt und den See, zum anderen ist das kleine Museum sehr nett gemacht. Man kann sich gemütlich in einen Ohrensessel setzen und sich etwas von der Dichterin erzählen lassen.

Mehr erfahren Weniger anzeigen
Meersburg von oben
Meersburg von oben
Schreibtisch der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff im Meersburg Fürstenhäusle
Schreibtisch der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff im Meersburg Fürstenhäusle

Der folgende Streckenabschnitt bis Hagnau und Immenstaad war der schönste Teil des zweiten Tages. Danach geht es, wie in den Reiseunterlagen erwähnt, leider entlang der Straße weiter. Friedrichshafen ist als Stadt nicht sehr lohnend nach Orten wie Überlingen oder Meersburg, aber die Uferpromenade ist sehr schön und lädt bei gutem Wetter zum Sitzen, Schauen und Genießen ein. Nach dem Einchecken im Hotel besuchte ich noch das Zeppelin-Museum. Der begehbare Nachbau eines Zeppelins war beeindruckend. Mir war vorher nicht klar gewesen, wie viel Platz die Passagiere in dem Luftschiff hatten. In der St. Nikolaus Kirche neben dem Rathaus war gerade eine spannende Kunstausstellung einer Holzbildhauerin zu sehen. Interessant fand ich auch die vielen modernen Brunnen, die Friedrichshafen auf all seinen schönen Plätzen besitzt. Manche laden dazu ein, zu verweilen und die Details zu entdecken. Für Kinder ein Spaß bei warmem Wetter. Im Hotel City Krone war ich wieder mitten in der Stadt und dennoch sehr ruhig untergebracht. Auch das Fahrrad war in einem verschlossenen und regensicheren Fahrradschuppen gut verstaut.

Mehr erfahren Weniger anzeigen
In Friedrichshafen
In Friedrichshafen
Hafen in Friedrichshafen
Hafen in Friedrichshafen

3. Tour am 23.5.2024

Am Morgen bin ich sehr früh erwacht. Zwar habe ich im Hotel gut geschlafen, aber der Schlaf-Wach-Rhythmus aus der Arbeitszeit war stärker. Mein erster Spaziergang des Tages führte mich in den Hafen, wo ich auf den Aussichtsturm stieg und den Sonnenaufgang bewundern könnte. Der offene Turm ist nur etwas für Schwindelfreie. Anschließend bin ich zurück ins Hotel gelaufen, um zu frühstücken. Es gab leckere Körnerbrötchen, gekochte Eier und frische Erdbeeren. Angesichts der Wettervorhersage für den anbrechenden Tag und der aufziehenden, drohenden dunklen Wolken saß ich schon vor acht Uhr wieder auf dem Rad. Der Radweg Richtung Lindau/Bregenz war hinter dem Zeppelin-Museum leicht zu finden. Allerdings radelt man anfangs eine Weile parallel zu einer befahrenen Straße. Es ging zunächst nach Wasserburg. Die Kirche mit dem kupfergrünen Zwiebelturm ist sehr berühmt und trotz der Baustellen rundum ein sehr hübscher Ort. Unterwegs quert man jedoch zuvor die Hängebrücke von Langenargen. Eigentlich liegt sie auf der Gegenfahrbahn, aber das Queren der Straße lohnt sich in jedem Fall. Bis Lindau fährt man weitgehend auf gut ausgeschilderten Radwegen abseits der Straße. Nur eine Umleitung wegen einer Baustelle war etwas umständlich zu umfahren. Leider musste ich wieder zur Regenkleidung greifen, denn der erste Schauer des Tages zog noch vor Lindau auf. Bald schon boten sich erste Blicke auf die Insel Lindau. So früh am Morgen war es noch angenehm ruhig in der beliebten Inselstadt. In Wasserburg wurde leider gerade gebaut. Lindau war am frühen Morgen noch ganz ruhig und leer. Am Hafen, bewacht vom Bayerischen Löwen, kam die Sonne zwischen den Wolken heraus. Mit dem Fahrrad bummelte ich durch die malerischen Gassen der Insel. Unzählige kleine Läden locken zum Shoppen. Ein Blick nach oben lohnt sich ebenfalls, denn Lindau ist für seine Dachbalkone berühmt. Nach einer guten Stunde bestieg ich wieder meinen Drahtesel und folgte dem Bodenseeradweg Richtung Bregenz. Auch nach Lindau musste ich mich durch eine Umleitung durchpuzzlen. 

Mehr erfahren Weniger anzeigen
Sonnenaufgang in Friedrichshafen
Sonnenaufgang in Friedrichshafen
Promenade in Friedrichshafen
Promenade in Friedrichshafen
Seeufer mit Blick auf Lindau
Seeufer mit Blick auf Lindau
Hafen in Lindau
Hafen in Lindau

Die Grenze zu Österreich überrollt man fast unbemerkt. Am ehesten fällt einem die veränderte Beschilderung auf. Statt Grün auf Weiß sind die österreichischen Radwegsschilder Weiß auf Grün. Die Radwege selbst sind breit und bequem. An der Seebühne in Bregenz wartete die nächste Umleitung. Nach Verlassen der Stadt ging es durch die Natur weiter. Was für eine schöne Wegeführung! Sehr entspannt radelte ich an der Bregenzer Ach vorbei ins Rheindelta. Die alte Holzbrücke über den Lustenauer Kanal ist ein schöner Blickfang. Die Radstrecke führt aber über die neue Brücke. Nach Überqueren des Rheins radelte ich nicht wie in den Reiseunterlagen vorgeschlagen direkt nach Höchst, sondern erst ins Naturschutzgebiet zwischen Fußach und Gaißau. Reiher, Schwäne, Enten, Greifvögel, Wiesen voller wilder Iris und quakende Frösche: Dieser Abstecher hat sich gelohnt. Kurz nach Erreichen des Hotels Linde in Höchst öffnete der Himmel alle Schleusen. Ein Gewitter mit heftigem Regen ging über den kleinen Ort nieder. Wie gut, dass ich rechtzeitig unter Dach und Fach war. Auch das Fahrrad war bereits in der Garage abgestellt. So konnte ich in der Linde ein leckeres Essen bestellen und mich verwöhnen lassen. Ein gelungener Tag.

Unterwegs...
Unterwegs...

4. Tour am 24.5.2024

In Österreich ticken die Uhren anders. Als ich um kurz vor sieben Uhr zum Frühstück kam, waren schon richtig viele Leute da. Gegen halb acht bin ich aufgebrochen. Der Himmel war stark bewölkt, aber kein Regen in Sicht. Der Radweg führte am Anfang sehr angenehm am Wald entlang. Auch hier war der Grenzübergang in die Schweiz offen und unkompliziert. Die Radwegbeschilderung ändert sich in Rot und Weiß. Phasenweise radelt man zwischen Gärten, Feldern und Campingplätzen dahin, dann wieder nah an der eingleisigen Bahnstrecke, auf der aber nur selten ein Zug kommt. Manchmal muss man leider auch ein Stück parallel zur Straße radeln und in dem ein oder anderen Ort gibt es keinen Radweg und man muss die Straße nehmen. Die von Friedensreich Hundertwasser umgestaltete Scheune kann man gar nicht übersehen. Man radelt direkt darauf zu und erblickt sofort die goldenen Zwiebelhauben. In Rorschach lohnt sich der Halt im Skulpturenpark, der direkt am Radweg liegt. Leider empfand ich die Stadt ansonsten nur als sehr verkehrsreich und laut, von vielen Baustellen zusätzlich verstopft. 

Mehr erfahren Weniger anzeigen
Markthalle von Hundertwasser in Altenrhein
Markthalle von Hundertwasser in Altenrhein
Forum Würth in Rorschach
Forum Würth in Rorschach

Arbon dagegen ist ein putziger kleiner Ort, den man einmal durchradeln sollte. Die Kirche beeindruckt durch schöne moderne Fenster. Auch der Uferpark in Romanshorn ist sehr lohnend. Hier kann man gut eine kleine Pause einlegen. In einem kleinen Dorf gab es direkt an der Radelstrecke, nur einmal über die Bahn hinüber, einen bezaubernden Heilpflanzengarten. Schade, dass so viele Leute daran vorbei geradelt sind. Er war sehr liebevoll angelegt und frei zugänglich. In Münsterlingen habe ich mir die alte Klosterkirche angesehen. Dort kann man die Figur des Heiligen Johannes entdecken, die bei Seegfrörnen über den See nach Hagnau getragen wird. Die letzte Seegfrörne war allerdings 1963. Seitdem steht er in Münsterlingen. Angesichts des Klimawandels wird er wohl dort bleiben... 

Bei herrlichem Sonnenschein kam ich in Konstanz an. Das Quartier war schon fertig und ich konnte mein Gepäck dort lassen. In der Stadt habe ich das unternommen, was bei meiner Ankunft am Montag nicht möglich war: an den Hafen gehen, den Turm des Münsters besteigen, bummeln, Eis essen. Herrlich. Ein herrliches Gefühl von Ferien!

Mehr erfahren Weniger anzeigen
Bodensee vom Turm des Münsters aus
Bodensee vom Turm des Münsters aus
Arbon
Arbon

Mein Fazit:

Trotz des wirklich schlechten Wetters am 1. Tag hatte ich eine gute Zeit und werde sicher bald wieder mit dem Rad auf Reisen gehen! Schade, dass die Tour schon zu Ende ist!