Reisebericht: Auf dem Rennrad unterwegs an den fünf Flüssen in Bayern

Von unseren Gästen Monika und Florian

Wir sind erst vor gut neun Monaten aufs Radfahren gekommen – zwei gebrauchte Rennräder gekauft und los gings. Dann von der 5-Flüsse-Rundfahrt gelesen – ja, das gefällt uns, sagten wir, die solls werden! Aber bitte gleich die sportliche Variante, bei der die ca. 310 Kilometer Rundtour auf vier Tage aufgeteilt ist, immerhin halten wir uns für moderat durchtrainiert. Und wir nehmen unsere eigenen Räder mit, etwas anderes kam für meinen Mann Flo nicht infrage. Der 5-Flüsse-Radweg liegt in Bayern und verläuft in Teilstrecken entlang der Flüsse Donau, Vils, Altmühl, Naab und Pegnitz, das Streckenprofil ist leicht mit nur wenigen Anstiegen.

Unser Plan ist ca. 20 Kilometer in der Stunde zu fahren, nach ungefähr 40-50 Kilometern, also ca. zwei Stunden Fahrt, eine Mittagspause einzulegen und dazwischen auf der Strecke jederzeit stehen zu bleiben, wenn uns etwas gefällt. Die Realität sah leider etwas anders aus…

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Radtag 1:

Start ist in Nürnberg, beim Hinausradeln sind wir überrascht, wie grün die Stadt ist. Heute gehts noch bis nach Berching, ca. 80 Kilometer, das Wetter ist gut und wir sind motiviert. Die Route selbst ist sehr idyllisch entlang des Ludwig-Main-Kanals mit vielen entzückenden Schleusenwärterhäuschen. Allerdings sind wir nicht darauf vorbereitet, dass der Großteil der Strecke nicht asphaltiert ist, und dafür sind unsere schmalen Rennradreifen nicht ideal. Ohne Federung spürt man außerdem jeden einzelnen Stein, wir kommen nicht so schnell voran wie geplant und ich mache mir ständig Sorgen, dass wir einen Platten haben könnten. 

Wir fahren an Feucht und der Burg Thann vorbei, Mittagspause machen wir in Neumarkt, dann gehen wir die letzten 20 Kilometer an – allerdings geben wir auf der Rad-App „Straßenrad“ ein und weichen lieber teilweise vom eigentlichen 5-Flüsse-Radweg ab, nur damit wir auf asphaltierten Straßen fahren können. Berching entschädigt uns für alles – eine sogenannte „Cittaslow“ mit hohem Lebensstandard, alles liebevoll renoviert und stimmig, wir verlieben uns sofort! Gott sei Dank hatten sie damals im 19. Jahrhundert nicht genug Geld für Neubauten, nur deshalb sind so viele historische Gebäude und die Stadtmauer heute noch erhalten.

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Radtag 2: 

Heute gehts von Berching nach Regensburg, die längste Etappe der Strecke mit 95 Kilometern. Ich bin aber von Anfang an körperlich und mental nicht auf der Höhe, mir tut alles weh und der Gedanke an fast 100 Kilometer im Sattel deprimiert mich, während Flo weiterhin guter Dinge ist. Das Wetter ist wieder gut, allerdings haben wir teils starken Gegenwind und ein guter Teil der Strecke ist wieder Schotter oder Sand. Ich komme einfach nicht in die Gänge und nach 1,5 Stunden haben wir erst 17 Kilometer geschafft - wenn das so weiter geht, wird das ein unendlich langer Tag… Ich beneide jeden Radfahrer mit E-Bike! Trotzdem gefällt uns Gundlfing auf der Durchfahrt ausgesprochen gut, und auch die Burg Prunn wird fotografiert. In Essling kommen wir an der längsten Holzbrücke Europas vorbei, dem geschwungenen „Tatzelwurm“. 

Beim Mittagessen beschließe ich das letzte Stück bis Regensburg ab Saal an der Donau mit dem Zug zu fahren, so spare ich mir zumindest 35 Kilometer. Die Befreiungshalle von Kelheim ist weithin sichtbar, aber ich möchte nur mehr zum Bahnhof. Flo lässt es sich nicht nehmen und fährt mit dem Rad weiter – er kommt nicht lange nach mir im Hotel an. Wir sind hungrig, wollen so richtig bayrisch essen und gehen ins Hofbräuhaus. Alles dort ist urig – Einrichtung, Essen, die resche Kellnerin und der rührige Seniorchef. Das und eine Weißweinschorle helfen, meine Stimmung zu heben.

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Radtag 3:

Heute steht die kürzeste Etappe der Tour an – 70 Kilometer von Regensburg nach Amberg. Ich bin wieder motivierter, obwohl ich immer noch fast alle Muskeln und meine Sitzbeinknochen spüre. Die Strecke entlang von Donau und Naab ist idyllisch, und das Kloster Pielenhofen verlangt nach einem Fotostopp.

Kallmünz liegt ungefähr auf einem Drittel der Strecke und ist so herzig, dass wir zum Kaffeetrinken stehen bleiben. Hätten wir gewusst, dass im vorgesehenen Mittagessenstop Schmidmühlen alle Restaurants geschlossen oder Sommerurlaub haben, hätten wir doch schon in Kallmünz essen sollen, Gott sei Dank finden wir kurz danach an der Strecke ein offenes Lokal mit einem schrulligen, aber sehr unterhaltsamen Besitzer. Wir sind positiv überrascht über die Qualität der Radwege heute, fast alles ist asphaltiert und auch die unbefestigten Abschnitte sind gut befahrbar, wir kommen mit fast 20 km/h voran und sind guter Stimmung. Schon am frühen Nachmittag sind wir in Amberg und haben genug Zeit, die Altstadt dort zu erkunden.

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Radtag 4:

Der letzte Tag ist fahrtechnisch der beste – meist leichter Rückenwind, ca. 75 Kilometer, trotz mehrerer kurzer Anstiege erreichen wir heute zum ersten Mal unser Geschwindigkeitsziel. Auf der Strecke von Amberg nach Nürnberg kommen uns vor allem bis Hersbruck viele Rennradfahrer entgegen – die Strecke ist offensichtlich beliebt und für Rennräder geeignet, ein beruhigendes Gefühl! 

Landschaftlich gibt es anfangs wenig Aufregendes zu sehen, wir fahren entlang der Bahngleise und durch Industriegebiete. Aber ab dem Städtchen Lauf wird die Umgebung wieder hübscher. Hersbruck und Neuhofen sind herzig und gut für eine Mittagspause geeignet. Danach Endspurt nach Nürnberg – dem Ausgangs- und Endpunkt unserer Tour!

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Fazit:

Die Organisation von Radweg-Reisen war ausgezeichnet, unser Gepäck war immer schon vor uns im nächsten Hotel und die Hotels selber ausgesprochen nett. Die Wege entlang der Flüsse und besonders die typisch bayrischen Städtchen haben uns sehr gut gefallen. Die Radwegroute geht so gut wie immer direkt durch die Orte, was perfekt ist, um einen kurzen Sightseeing- oder Essens-Stopp ohne Umweg zu machen und viele nette Örtchen kennenzulernen, die man sonst eventuell übersehen hätte! Was das Fahren betrifft, ist vor allem die Strecke von Nürnberg bis Berching nicht ideal für Straßenrennräder, und auch von Berching bis Regensburg ist noch ein großer Teil der Strecke ein Sand-/Schottergemisch. Besser geeignet für die sportliche Variante wäre ein Gravelbike, das hat zwar einen leichten Rahmen und einen Rennradlenker, aber breitere Reifen und eine bessere Dämpfung – Ihre Handgelenke (und der Rest Ihres Körpers) werden es Ihnen danken!

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