Wir sind Ronald und Claudia, in der Mitte unserer Fünfziger und gelegentlich am Wochenende mit unseren analogen Fahrrädern im Rheinland unterwegs. Wir wollten für unseren Urlaub „tägliche Bewegung“ und „frische Luft“. Also entschieden wir uns nach einer Suche im Internet für Radweg-Reisen und die „Schweizer Seenroute“. Wir hatten noch nie einen Fahrradurlaub gemacht und erst recht nicht in der Schweiz. Für meine Frau gehören noch „wärmere Temperaturen“ und „ausländische Sprachen“ zum Urlaubsgefühl. Deswegen war sie bezüglich der Schweiz etwas skeptisch. Sie sollte jedoch in keinem der Punkte enttäuscht werden!
Die Planung und Buchung erfolgten vor Corona und wir waren froh, dass unser Urlaub – nunmehr unter Corona-Bedingungen – doch stattfinden konnte. Eigentlich war er fast wie dafür entworfen: Keine Menschenansammlungen, klare Regeln in den Hotels oder öffentlichen Verkehrsmitteln, viel Aktivität an der frischen Luft. Wir fragten uns, ob wir uns E-Bikes bei Radweg-Reisen mieten sollten, anstatt unseren analogen Alltagsrädern zu vertrauen. Wir entschieden uns dagegen, weil wir uns auch ein wenig fordern wollten und unsere Alltagsräder perfekt auf uns eingestellt sind. Ich verschweige aber nicht, dass ich dann doch auf unserer Tour an der einen oder anderen Steigung neidisch zu den E-Bike-Fahrern*innen hinüberschaute, wenn diese mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen mühelos mal ebenso an uns vorbeiglitten. Voraussetzung für diese Tour sind sie auf jeden Fall nicht.
Die Unterlagen von Radweg-Reisen waren umfassend. Das individualisierte Reisebuch gefiel uns sehr gut. Jede Etappe beschrieben, inklusive Hotelbeschreibung, Voucher und Übersichtskarten. Apropos Karten. Wir bekamen auch ein umfassendes Fahrradkartenset mit zugesandt. Ich hatte überlegt, mir einen Fahrradnavi zuzulegen oder zumindest eine entsprechende App auf mein Handy herunter zu laden. Als ich die Karten sah, habe ich es gelassen. Und ganz ehrlich, ob die Sonne vom Himmel brannte oder dieser biblische Fluten auf uns herab regnen ließ, unsere gummierten, analogen Karten haben uns nie im Stich gelassen.
Die Aufnahme bei Radweg-Reisen war sehr freundlich und hoch professionell. Alle noch offenen Fragen und darüber hinaus, wurden beantwortet. Die Buchung eines eigenen Parkplatzes für die Dauer unserer Tour über Radweg-Reisen erwies sich als sehr hilfreich, denn Konstanz ist eine Fahrradstadt und hat nicht viel übrig für stinkende Karossen, die sich täglich durch das Nadelöhr am Bodensee quälen. Es gibt eigene Fahrradstraßen und sogar eine eigene Fahrradbrücke. Der Zähler dort zeigte uns über 12.000 Fahrräderquerungen am Tag an! Das Hotel lag sehr zentral und so konnte eine erste Erkundung von Konstanz erfolgen. Die Stadt ist im Sommer ein brummender Bienenkorb und vibriert vor Leben, auch unter Corona-Bedingungen. Am Ufer des Bodensees kann man überall baden. Die Stadt selbst ist ein kleines Juwel. Der Gutschein für das Rosgartenmuseum in der Altstadt erwies sich in dem Trubel als goldrichtig. Hier erfuhren wir etwas über die sehr wechselvolle Geschichte der Stadt und konnten anschließend im schattig, kühlen, stillen Innenhof des Museums einen entspannten Cappuccino genießen.
Anschließend konnten wir den Tag an der Promenade bei einem kleinen Abendmahl und einem Glas Wein ausklingen lassen.
Wir sind Frühaufsteher, auch im Urlaub. Das kam uns bei dem sehr warmen und sonnigen Wetter jetzt zu Gute. Nach einem üppigen Frühstück ging es auf unseren ersten Tourenabschnitt nach Schaffhausen. Die Beschreibung im Handbuch und den Karten lotsten uns auf die richtigen Radwege. Diese orientierten sich oft an einer Bahnlinie oder auch einem Flussverlauf. Wir machten uns schnell mit dem sehr ordentlichen, übersichtlichen, unkomplizierten Schweizer Radwegweisersystem vertraut. Vorbildlich!
Ein Wort zur Ausrüstung. Wir haben „normale Alltagsfahrräder“ mit Körben vorne und hinten. Die Transportkapazität reichte locker für eine Tagestour, inklusive Badesachen. Wasserdichte Satteltaschen sind vielleicht noch etwas praktischer, vor allem falls es mal regnet.
Gelsattel? Wer es mag. Es hilft aber nichts: Wenn ihr Hintern es nicht gewohnt ist, stundenlang auf eine Fahrradsattel zu sitzen, dann lässt er sie das auch spüren. Da muss wohl jeder durch. Es muss auch keine teure Fahrradbekleidung sein. Wir haben einfach das Zwiebelsystem angewandt. Wir warten unsere Räder regelmäßig. Ich hatte auch ein eigenes Reparaturset mit, das wir zum Glück nicht brauchten. Unsere Bremsbacken waren zum Glück in gutem Zustand, denn diese sollten wir noch dringend brauchen. Ansonsten reichte eine Luftpumpe und ein Fläschchen Kettenöl. Sehr beruhigend fand ich dennoch die umfangreiche Liste an Fahrrad- und Reparaturläden entlang der gesamten Tour.
Den Bodensee ging es über größtenteils asphaltierte Wege entlang. Immer wieder gab es Rastplätze zum Ausruhen, teilweise sehr idyllisch gelegen. Der Weg war abwechslungsreich und ging zum Teil auch durch Wald. Wir legten regelmäßig Pausen ein, auch um unseren eigenen, aufeinander abgestimmten Rhythmus zu finden. Im wunderschönen Stein am Rhein legten wir eine längere Mittagspause ein. Wir kamen ganz gut voran. Die eine oder andere kleine Steigung hatte uns schon gefordert, aber nicht behindert. Und auf der anderen Seite geht es ja auch immer wieder runter. Die weitere Strecke war gut fahrbar und es reihten sich Badeplatz an Badeplatz und luden zum Innehalten ein. Wir waren jetzt aber gut in Fahrt und peilten eine frühe Ankunft in Schaffhausen an, um vielleicht noch an diesem Tag die Rheinfälle besuchen zu können. Ein plötzliches Sommergewitter mit Platzregen brachte eine willkommene Abkühlung mit sich und stellte gleichzeitig unsere Fähigkeit zur Umrüstung auf Regenschutz auf die Probe. Wir bestanden die Probe und trafen am frühen Nachmittag in Schaffhausen ein. Wir fuhren direkt zu den Rheinfällen durch und genossen auf der in der Buchung mitbeinhalteten Fahrt zum Felsen in der Brandung der Rheinfälle. Das muss man einfach erlebt haben! Vor diesen Naturgewalten wird der Mensch ganz klein. Anschließend checkten wir im Hotel ein, wo unsere drei Koffer bereits eingetroffen waren und belohnten unsere erste Etappe mit einem kleinen Abendessen in der gemütlichen Schaffhauser Altstadt.
Mehr erfahren Weniger anzeigenNach unserem Auftakt vom Vortag wussten wir, dass diese Etappe uns fordern würde. Die Temperaturen waren mit 35° C angekündigt und sie würde die längste Etappe unserer Rundtour werden. Wir frühstückten also zeitig, rüsteten uns mit viel Wasser und Obst aus und machten uns auf den Weg. Wasser und Obst haben uns übrigens die ganze Fahrt über begleitet und erwiesen sich bei den obligatorischen Pausen, die wir jede Stunde einlegten, als gute „Kraftstoffversorgung“. Vorbei an den Rheinfällen, die sich jetzt am frühen Morgen völlig verlassen als sehr romantisch präsentierten, ging es entlang des Rheins bis Rheinsfelden. Der Radweg war gut ausgebaut, teilweise ging es auch über wenig befahrene Landstraßen und dann wieder ein Stück durch den Wald. Hier erwartete uns mal wieder ein grober Schotterweg. Daran muss man sich gewöhnen und es langsam und kontrolliert angehen, wenn man nicht gerade auf einem Dirtbike unterwegs ist. Unsere Stadträder haben das gut verkraftet, für echte Rennräder mit ihren nur fingerdicken Reifen wäre dieser Weg wohl eher zum Problem geworden.
Belohnt wurden wir mitten im Wald mit einem wunderbaren, schattigen Strandrastplatz am Rhein, den wir sonst nie erlebt hätten. Wir hatten natürlich auch geprüft, ob wir ggf. ab Eglisau mit der Bahn nach Zürich abkürzen sollten. Aber einmal in Eglisau angekommen, fühlten wir uns fit, auch wenn der Hintern nach der ersten Etappe noch schmerzte. Und schließlich waren wir auf einem Fahrradurlaub und nicht einem Bahnurlaub. Also fuhren wir weiter. Hier kamen dann auch mal ein paar Steigungen, die wir nicht so einfach wegsteckten und unsere Räder ein Stück bergauf schieben mussten. Aber ganz ehrlich, unsere Hinterteile haben uns diese Pause gedankt und es waren auch nur kurze Stücke. Im nächsten Dorf warteten ein paar Kinder mit einem improvisierten Kiosk und der in der Schweiz übliche Dorfbrunnen. Dazu eine Anmerkung: Es gibt in der Schweiz wohl eine uralte Verordnung, dass alle Dorfbrunnen Wasser mit Trinkwasserqualität liefern müssen. Sollte dies einmal aus welchen Gründen auch immer nicht diese Forderung erfüllen, dann ist das entsprechend als „Kein Trinkwasser“ ausgezeichnet. Wir haben uns also während unserer Tour an allen Brunnen ausgiebig mit Trinkwasser in unsere Mehrzweckflaschen versorgt. Es war stets sehr verträglich und von köstlicher Qualität!
Ab Rheinsfelden ging es ins Schweizer Herzland immer entlang eines kleinen Flüsschens. Der Betrieb auf dieser Strecke war noch geringer als auf dem vorherigen Teilstück. Wir hatten diese Tour auch deswegen ausgesucht, um nicht in vermuteten Massen in einem Heer von Fahrradfahrern mitschwimmen zu müssen. Wir wurden nicht enttäuscht, vielleicht auch dank Corona. Vor Zürich wurde es dann etwas unübersichtlich, da dort einige größere Bauarbeiten entlang der Autobahn zu einer Routenänderung vor den Katzenseen führte. Dank unserer Karte haben wir uns aber schnell neu orientiert und dann auf den Radweg durch die Vororte von Zürich bis zum Hotel in der Innenstadt gefunden. Dort kamen wir dann ziemlich erschöpft von der langen Tour an, fanden unser Koffer bereits vor und genossen eine lange, kalte Dusche. Am Abend reichte es gerade noch für einen kleinen Rundgang durch die Innenstadt und ein Gute-Nacht-Bier im Irish Pub vor dem Hotel.
Mehr erfahren Weniger anzeigenWir hatten durch Zufall einen Zusatztag in Zürich gebucht, der uns jetzt, nach der langen Etappe sehr zupass kam. Also hieß es erst einmal ausgiebig ausschlafen und dann in aller Ruhe die Stadt erkunden. Unsere Hotels auf der Tour boten übrigens immer auch eigene Unterstellplätze für unsere Fahrräder an. Nicht dass unsere analogen Drahtesel besonders diebstahlgefährdet gewesen wären, aber mit einem E-Bike hätte das sicher anders ausgesehen. So ließen wir unsere Räder mal für einen Tag im Keller des Hotels „ausruhen“. In Zürich wurden wir auch zum ersten Mal richtig mit dem Schweizer Preisniveau konfrontiert. Wir haben uns da nichts vorgemacht und das bewusst auch akzeptiert, aber dies sollte nicht unerwähnt bleiben, falls Sie diese Reise auch antreten wollen. Für erstaunlich kleines Geld ließen wir uns dann aber mit einer Personenfähre über den Zürichsee fahren und genossen den grandiosen Ausblick. Zürich ist schon eine Perle. Nach einem Kaffee in der Altstadt fuhren wir ebenfalls für kleines Geld mit der Zahnradbahn zur Universität hinauf. Sie thront über der Stadt und von der Universitätsterrasse hat man einen unvergleichlichen Blick auf die Stadt!
Noch ein Wort zu den Schweizern: Sie sind schon ein spezielles Völkchen. Etwas zurückhaltend, haben sie dennoch immer alle meine Fragen bereitwillig, höflich und freundlich beantwortet. Es kommt eben immer darauf an, wie man in den Wald hineinruft. Ein freundliches „Grüäzi“ („Ich grüße Sie“) mit einem Lächeln sollte immer drin sein. In manchen Gegenden der Schweiz sind die Einheimischen manchmal schwerer zu verstehen, aber dann muss man sich eben etwas mehr Zeit nehmen. Wir mochten besonders ihre unaufdringliche, verbindliche Art.
Das Hotelpersonal war übrigens in allen Hotels von ausgesuchter Höflichkeit, Hilfsbereitschaft (auch mit Tipps zu lokalen Besonderheiten) und Freundlichkeit. Wir beendeten unseren zusätzlichen Ruhetag tiefenentspannt.
Gut erholt setzten wir unsere „Tour de Suisse“ entlang des Zürichsees fort. Irgendwie war es eine Freude, wieder aufs Rad steigen zu können und endlich weiter zu radeln, auch wenn noch einige Extremitäten der wohlwollenden Überredung bedürften. Wir stellten fest, dass wir eher der Typus „Der Weg ist das Ziel“-Rad-Touristen sind. Deswegen kamen vielleicht einige der tollen Sehenswürdigkeiten auf dem Weg unserer Tour zu kurz. Uns hat es nicht gestört und letztlich muss das jeder für sich entscheiden. Durch Seitenstraßen geht es entlang des Sees nach Süden. Sie wird auch die „Goldküste“ oder auch „Goldene Meile“ genannt. Wenn man etwas für moderne (und teure) Architektur übrig hat, dann kommt man hier voll auf seine Kosten. Bauhaus und Frank Lloyd Wright sind als Ideengeber der dortigen Häuser deutlich zu erkennen. Ich war jedenfalls fasziniert. Meine Frau hat einfach die schöne Aussicht über den See genossen. An einer Stelle sind wir dann falsch abgebogen und wurden vom Hochweg entlang der Küste direkt an den See geführt. Wir landeten prompt an einem dieser wunderschönen Park-Badeanlagen, die sich offen und ohne jegliche Zugangsbeschränkung entlang des Sees reihen. Wir ließen uns also auf einer Parkbank nieder, zogen uns kurz in den dazu gehörigen, blitzsauberen Toiletten in Badesachen um und sprangen ins glasklare, grüne Seewasser. So etwas kann ich mir in unserer Heimat leider nirgendwo wirklich vorstellen.
Es ist eine Art von besonderer, Schweizer Achtsamkeit der gesamten Bevölkerung, bis ins kleinste Detail, die nur dort wirklich zu funktionieren scheint. Im mittelalterlichen Städtchen Rapperswil legten wir eine längere Pause ein, bevor wir auf einem Damm auf die andere Seite des Sees wechselten. In Rapperswil wurden wir auch mit einer Kunstaktion zu Gunsten gefährdeter Elefanten in Südostasien überrascht, die wir dort so nicht erwartet hätten. Und auch das gehört zu einer Fahrradtour: Man sieht und erlebt Menschen und Dinge, an denen man mit dem Auto vielleicht einfach achtlos vorbeigefahren wäre. In Lachen kamen wir dann am frühen Nachmittag an und genehmigten uns im örtlichen Strandbad ein paar Liegen und Sonnenschirme und genossen den Nachmittag am See, bevor wir in unserem Hotel eincheckten. Ein gemütlicher Sundowner rundete den Tag ab.
Mehr erfahren Weniger anzeigenDer 01. August ist in der Schweiz „Bundesfeiertag“. Das sollte man wissen. Es bedeutet, dass am Vortag und am Feiertag selbst die Schweizer fröhlich feiern und böllern. In diesem Zeichen stand unser 6. Tag der Tour. Wir fanden es spannend, denn einem Volk beim Feiern zuzusehen, sagt viel über dieses aus. Wir erlebten ziemlich ausgelassene Schweizer, trotz Corona. Aber erst einmal ging es nun auf einem völlig flachen Teilstück zwischen Zürichsee und Walensee nach Weesen. Mit den näher rückenden, mächtigen Bergen hatten wir das Gefühl ins Herz der Schweiz vorzudringen, schließlich waren wir hier jetzt auch im Kanton Schwyz und im „Heidiland“. Alles Mondäne aus Zürich verschwand und machte einer kultivierten Ursprünglichkeit Platz. Wir genossen unsere Fahrt auf gut ausgewiesenen und asphaltierten Wegen. In Weesen legten wir eine Pause ein und warteten auf die Fähre. Wir waren zwar nicht ganz sicher wo diese anlegen sollte, weil uns der Anlegeplatz so klein erschien, wurden aber pünktlich eines Besseren belehrt, als die Fähre eintraf.
In der Schweiz gilt Mund-Nasen-Schutz-Pflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln, also auch auf der Fähre. Kein Problem. Unsere Fahrräder kamen an Bord auch problemlos unter, da trotz Feiertag und Hochsaison nicht viel Betrieb war. Eigentlich müssen Fahrräder vorher angemeldet werden, damit sie bei Hochbetrieb entsprechend eingeplant werden können. Für uns kein Problem. An Oberdeck sitzend genossen wir die Zickzackfahrt über den Walensee vor gigantischem Bergpanorama. Wir erreichten gut erholt Walenstadt und zogen in das Hotel direkt am See ein. Am Strand von Walenstadt genossen wir einen grandiosen Sonnenuntergang, bevor wir uns dann vor den zuströmenden Feiergästen etwas zurückzogen und das bunte Treiben von unserem Hotelfenster aus beobachteten.
Mehr erfahren Weniger anzeigenAm nächsten Morgen ging es dann weiter, hinunter zum Rhein (der Teil, bevor er in den Bodensee fließt), nach Feldkirch in Österreich. Bis Sargans verlief auch hier die Strecke abwechslungsreich über Felder und durch kleine Wälder. Nach Grenzübertritt nach Liechtenstein fehlten dann plötzlich alle Fahrradweghinweisschilder, da dort heftig die örtlichen Straßen ausgebaut wurden. In Liechtenstein haben Fahrradfahrer anscheinend keine Lobby. Es sind uns dort auch den ganzen Tag keine Fahrradfahrer begegnet. Dafür gab es jede Menge rücksichtsloser, überdimensionierter und motorisierter SUV. So verlegten wir also kurzerhand unsere Strecke auf den Damm, der beidseits des Rheines mit einem hervorragend ausgebauten Fahrrad- und Wanderweg versehen ist. Schließlich wussten wir aus unserer Karte, dass wir nach Feldkirch nur rechtzeitig abbiegen mussten. In Feldkirch wurden wir mit österreichischer Herzlichkeit und schmackhafter Speisekarte empfangen, die uns für diesen etwas öden Abschnitt entschädigte.
Mehr erfahren Weniger anzeigenAm nächsten Tag regnete es in Strömen und es war merklich abgekühlt. Das gehört eben auch zu einer Fahrradtour dazu. Wir haben auch kurz überlegt, ob wir nicht die heutige Etappe mit dem Zug nach Sankt Gallen abkürzen sollten. Die Versuchung war groß. Letztlich haben wir uns gesagt, dass es ja nicht den ganzen Tag regnen würde und wir mit dem Zug das Schweizer Hochland verpassen würden. Also legten wir die volle Regenausrüstung an und radelten im strömenden Regen nach Altstätten. Was soll ich sagen, direkt nach der Grenze zur Schweiz waren die Fahrradwege wieder sehr großzügig ausgezeichnet und wir erreichten ziemlich nass Altstätten. In Altstätten darf man sich nicht zum neuen Bahnhof leiten lassen, sondern muss den nördlich der Altstadt nehmen. Hier erschien auch pünktlich eine Zahnradbahn. Unsere Tickets („Billets“) wollte niemand sehen. Dafür half uns der Zugführer, unsere Fahrräder im Gepäckabteil zu verstauen. Diese kurzweilige Zugfahrt ist ein genialer Einfall auf der Tour, denn er brachte uns in schwindelnde Höhen zum Appenzeller Land. Es gingen auch Gerüchte, dass einige Fahrradfahrer es wohl auf der Straße den Berg hinauf versuchen. Aus unserer Sicht ist das ziemlich verschwendete Mühe und Zeit, es sei denn man trainiert für die Tour de Suisse. Aber auch das muss jeder für sich entscheiden. Wir genossen jedenfalls diese Fahrt, zumal wir etwas trocknen konnten.
Oben angekommen, empfing uns eine Bilderbuchalpenlandschaft. Der Regen hatte aufgehört und wir beglückwünschten uns zu unserer Entscheidung, trotz des garstigen Startes diese Etappe angegangen zu sein. Ein paar Straßen mit relativ viel Verkehr mussten wir noch entlangfahren, bevor wir dann auf einfache, aber asphaltierte Nebenwege geleitet wurden. Es war einfach nur eine Freude hier entlang zu fahren und die grandiose Aussicht zu genießen. Daran konnte auch ein letzter heftiger Anstieg nach Stein nichts ändern. Ein letztes Mal schoben wir unsere Fahrräder bergan. Belohnt wurden wir anschließend mit einer nicht enden wollenden Talfahrt nach Sankt Gallen, inklusive Querung einer der höchsten Fahrradbrücken Europas. Hier prüften wir noch einmal genau unsere Bremsen, denn diese brauchten wir jetzt dringend. In Sankt Gallen angekommen, hatten diese doch sehr viel Profil verloren. Wir checkten im sehr guten Hotel in Sankt Gallen, direkt neben der Altstadt ein und ließen bei einem Glas Wein noch einmal den Tag Revue passieren.
Der Extratag in Sankt Gallen gehört mit zur Tour und er ist gut gewählt. Allein für den Besuch des Stiftsgeländes (UNESCO-Weltkulturerbe) benötigten wir einen halben Tag. Die alte Stiftsbibliothek ist phänomenal. Das wohl älteste Buch in deutscher Sprache, den „Abgrogans“, im Original zu sehen, erfüllt einen mit Demut vor der Geschichte. Wir sind auch einen Teil des Höhenweges mit toller Aussicht auf das Tal gegangen. Hinauf kommt man ganz bequem mit der Zahnradbahn gleich um die Ecke des Hotels. Wir waren erstaunt, dass wir von dort schon den Bodensee wieder schimmern sehen konnten. Das Ende unserer Reise kündigte sich an.
Mehr erfahren Weniger anzeigenDie letzte Etappe von Sankt Gallen nach Konstanz führte uns über gute Wege den Weg entlang zurück, den Sankt Gallus einst von Arbon am Bodensee einst in die Wildnis genommen hatte, nur dass er uns durch fruchtbare Auen und nicht durch wilde Wälder voller Bären führte. Am Bodensee angekommen, folgten wir dem Bodenseeradweg, der wesentlich frequentierter war als alle unseren bisherigen Etappen. Zurück in Konstanz holten wir unser Auto bei Radweg-Reisen ab und checkten in unserem Hotel ein. Inzwischen waren wir so in unserem Fahrradelement, dass wir uns noch einmal in unsere Sättel schwangen ein paar Kilometer zur Insel Mainau anhängten, um uns dieses Kleinod anzuschauen. Da der Tag recht fortgeschritten war, konnten wir die Insel und insbesondere das Schmetterlingshaus ganz ohne die sonst üblichen Menschenmassen genießen. Zufrieden beendeten wir auch diese letzte Etappe mit einem kühlen Wein am Ufer des Bodensees.
Mehr erfahren Weniger anzeigenEinen letzten, zusätzlichen Tag gönnten wir uns in Konstanz und erforschten dieses ungewöhnliche Städtchen. Konstanz hat mehr zu bieten, als auf den ersten Blick erkennbar.
Den Tag und unsere Schweizer Seentour beendeten wir dann in einem kleinen, italienischen Restaurant in einer Seitengasse der Altstadt.
Fazit der Reise
Diese erste Fahrradreise war für uns ein tolles Erlebnis. Alle unsere Wünsche und Vorstellungen - und darüber hinaus - hatten sich erfüllt. Der Kofferservice war perfekt und erlaubte uns jede Etappe mit frischer Kleidung zu beginnen. Vorbildlich!
Dies gelang vor allem auch durch die hervorragende und sehr professionelle Vorbereitung und Organisation durch die Mitarbeiter von Radweg-Reisen. Das Konzept ist stimmig und ging perfekt auf. Wir sind uns daher einig, dass dies nicht unsere letzte Reise mit Radweg Reisen war. Vielleicht werden wir das nächste Mal doch E-Bikes mieten oder uns eigene anschaffen.
Wir sind auf den Geschmack gekommen. Daher eine letzte Warnung an den*die geneigte*n Leser*in: Achtung! Diese Art zu reisen kann süchtig machen!
Danke an Ihr tolles Team! Ich habe mich gefreut, Sie zu Beginn der Reise kennengelernt zu haben und fand meinen ersten, guten Eindruck in jedem Augenblick der Reise bestätigt! Ich werde Sie vorbehaltlos weiterempfehlen. Bis zum nächsten Mal!
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