Renée und Doris lernten auf ihrer Rundtour ab Freiburg im Breisgau die abwechselungsreichen Landschaften und Kulturen des Elsass und Badens kennen. Sie fuhren am Oberrhein entlang und auf der Elsässischen Weinstraße durch die sanft geschwungenen Weinberge. Sie berichten über die Reise mit dem Fahrrad.
Mehr erfahren Weniger anzeigenUi, jetzt aber schnell, ich muss meine Freundin abholen.
Sie steht gut bepackt schon im Flur, als ich komme. Wir machen es uns leicht und fahren mit dem Auto von München nach Freiburg, da können wir Mädels noch ein paar Extraschuhe mitnehmen.
Außerdem legen wir einen Mittagsstopp in Ravensburg ein und fahren anschließend gemütlich am Bodensee entlang und durchs beeindruckende Höllental nach Freiburg. Die Schlossberggarage ist schnell gefunden, die wichtigsten Sachen ein paar Meter durch die Fußgängerzone gerollt und schon werden wir im Schwarzwälder Hof nett empfangen. Noch ein paar Müsliriegel kaufen, eine Kleinigkeit essen gehen und alles für die Packtaschen vorbereiten. Wir können es gar nicht mehr abwarten, aufs Radl zu steigen!
Da sind sie! Unsere E-Bikes! Die Satteltasche ist schnell bestückt, meine kleine Umhängetasche mit den wichtigsten Sachen passt genau in die Lenkertasche. Inzwischen haben wir Übung. Schließlich haben wir letztes Jahr schon einmal eine Tour mit Radweg-Reisen entlang der Altmühl gemacht.
Aus Freiburg raus Richtung Breisach ist noch mühsam. Ein bisschen müssen wir uns halt doch an die schweren Räder gewöhnen. Erst wieder mit der Wegbeschreibung und meinem Tablet mit den Wanderkarten vertraut machen. Zwei-, dreimal drehen wir um, weil wir falsch abgebogen sind.
In Breisach fragen wir uns in der kleinen Fußgängerzone durch, wie man denn auf den Hügel mit der großen Kirche kommt. Eine Baustelle versperrt uns den Weg. Oben angekommen bietet sich ein toller Ausblick. Wir sind am Rhein!
Auf dem Weg nach unten werde ich von einem ehemaligen Gasthaus angezogen – das Haus zum roten Windhund. Das ist natürlich nur für Leute interessant, die einmal einen roten Windhund hatten – so wie ich. Was es alles gibt.
Über die Rheinbrücke geht’s nach Frankreich. Langsam wird mir mulmig – ich mit meinem rudimentären Französisch. Aber schon beim Mittagessen in Neuf-Brisach ist das schon kein Problem mehr, alles geht in deutschfranzenglisch.
Nach Colmar kommen wir am Nachmittag durch weite Felder (ja, auch die Franzosen bauen Mais an) und ein sehr schönes Waldstück. Das Hotel wirkt sehr Französisch. Prima, nicht so ein gesichtsloser Bunker, wie er überall auf der Welt sein könnte. Die Altstadt ist zu Fuß zu erreichen, wir lassen die Räder sicher im Hinterhof stehen.
Erst mal ein Eis. Und eine Markise. Denn es fängt an zu regnen. Gut, dass wir nicht mehr auf den Rädern sitzen. Schon nach ein paar Minuten gehen wir weiter durch das frischgewaschene Colmar. Gott, ist das romantisch hier! Wir beschließen Morgen Vormittag nicht gleich weiterzufahren, sondern nach dem Frühstück eine Bootsfahrt auf dem kleinen Kanal zu machen. Außerdem will ich unbedingt in die Markthalle!
Diesmal nehmen wir die Räder in die Stadt. Die Packtaschen lassen wir noch im Hotel.
Auf einem Platz mit einem hübschen Brunnen finden wir einen guten stabilen Ständer für die Räder.
Warum stehen hier so viele Asiaten mit großen Kameras rum? Und oben auf einem Balkon? Hier wird offensichtlich ein Film gedreht über ein Chinesisches Restaurant, das noch mehr asiatisch aussehende Menschen gerade aufwändig schmücken. Und das mitten im Elsass!
Die Bootsfahrt war sehr chillig. Und ich bekommen auch noch „meine“ Markthalle. Soo leckere Sachen. Und alles so appetitlich präsentiert. Schade, dass wir nichts mitnehmen können. Der duftende Käse oder die Wassermelone machen in der Packtasche einfach keinen Sinn.
Wir brechen auf, um einen weiten Bogen um Colmar herum zu beschreiben. Erster Stopp in Eguisheim – Wow, ist das hübsch hier! Ein Papst ist hier geboren. Leo der Neunte. In Wahrheit hieß er Bruno – wie der Problembär.
Über Turckheim radeln wir durch schöne Weinberge nach Riquewihr, immer eine dunkle Wolke im Rücken. Sie soll uns aber nichts mehr tun, wir bleiben trocken. Das Hotel ist schnell gefunden, die Wegbeschreibung in unserem Heftchen führt uns ab der Touristen-Information, wir stehen zufällig direkt davor.
Ein hübscher Ort! Nette Geschäfte und schöne Restaurants an jeder Ecke. Heute muss unbedingt ein Flammkuchen her!
Heute haben wir eine sehr schöne Etappe durch die Weinberge und durch hübsche kleine Dörfer. Immer der guten Beschilderung hinterher.
Unser Zielort Obernai ist sehr hübsch. Wir machen am Abend noch einen Verdauungsspaziergang auf einen Hügel am Ortsrand mit einem riesigen Kreuz, ein Kriegerdenkmal. Ein paar Fotos noch von der tollen Abendstimmung und ab ins Hotel, die nächste Etappe noch einmal durchgehen. Morgen gehts nach Strasbourg!
Mehr erfahren Weniger anzeigenWir verlassen Obernai schweren Herzens. Die Strecke ist leicht zu finden, hier am Ortsausgang waren wir Gestern Abend ja schon spazieren.
Es soll eine tolle Etappe werden.
Wir kommen durch ein paar Orte, eine romanische Kirche ist zu besichtigen, nach Molsheim. Hier fahren wir zwar nur durch, aber es gefällt mir besonders gut. Ich finde es sehr französisch. Ein beeindruckendes Renaissance-Gebäude steht auf dem Marktplatz.
In Avolsheim stoßen wir auf den Canal de la Bruche, der uns bis Strasbourg bringen wird. Eine Idylle! Kleine Schleusenwärterhäuschen am Ufer, von beneidenswerten Menschen bewohnt.
Je näher wir Strasbourg kommen, desto voller wird der Radweg. Es ist Samstag, die Rennradler treten schon kräftig in die Pedale. Mit einem liefern wir uns aus Spaß mit unseren E-Bikes ein kleines Rennen. Er gibt lachend auf.
In Strasbourg wohnen wir direkt gegenüber vom Bahnhof, das ist leicht zu finden. Unsere Koffer sind auch schon da! Dabei ist es erst Mittag! Schnell frisch machen und auf zur Stadtbesichtigung. Wir wollen gleich unsere Gutscheine für die Schifferlfahrt einlösen. Vorher noch eine leckere Quiche Lorraine, kurz ins Münster reingeschaut und ab aufs Boot.
Nach dem Frühstück fahren wir direkt zum Ufer der Ill runter und immer an ihr entlang. Da können wir gar nichts falschmachen. Wir kommen an denselben schönen Häusern vorbei bis zum Europaparlament, an denen wir gestern schon mit dem Boot vorbeigefahren sind. Die Europabrücke führt uns ans andere Ufer des Rheins. Au revoir Frankreich, bis bald mal wieder.
Auf deutscher Seite biegen wir sofort scharf rechts auf den Radlweg ab, immer direkt am Rheinufer entlang. Es ist schon ein stattlicher Fluss. Für mich einer der schönsten Abschnitte auf dieser Reise.
Eigentlich sollten wir schon längst abgebogen sein nach Altenburg, wo es laut unserer Beschreibung Einkehrmöglichkeiten gibt, aber es ist einfach so schön am Wasser und wir bleiben noch ein Weilchen auf unserem Weg, an Niedrigwasserbereichen und Yachthäfen vorbei. Wir sollen es später ein bisschen bereuen, als wir gefühlte 5 Dörfer lang keinen Kaffee finden. Ein netter Rennradfahrer, der heute noch nach Strasbourg möchte, muss uns den Frust angesehen haben und empfiehlt uns eine Straußenwirtschaft im nächsten Ort. Volltreffer! Rehgulasch und Flammkuchen. Und Kaffee! Dass es nur noch ein paar Kilometer bis Ettenheim sind, können wir gar nicht glauben. Die Etappe war sehr kurzweilig.
Drei Kilometer hinter Ettenheim kommen wir in einem Metzgereigasthof unter. Wir beschließen, Heute Abend hier zu essen. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellen soll. Vorher fahren wir noch schnell nach Ettenheim zurück und besichtigen die Barockkirche. Wir haben Glück, sie ist noch offen.
Die ersten 25 km vergehen wie im Flug. In Hecklingen steht eine Burgruine über dem Ort. Wir wollen zu Fuß hoch, ein Gartenarbeiter zeigt uns aber einen Weg, den wir gut mit den Rädern hinauf schaffen. Gut, dass wir die E-Bikes haben. Lichteneck ist leider nicht zu besichtigen, aber für private Feierlichkeiten zu mieten. Das ist doch mal eine schöne und besondere Location.
In Bahlingen wagen wir einen Abstecher zu einem Badesee, wir wollen doch die Picknickdecke nicht umsonst mitgenommen haben, geben aber auf, als die eingezeichnete Zufahrt nicht mehr existiert. Es soll später noch eine Möglichkeit an einem kleinen Baggersee für uns geben.
Noch wenige Meter und Freiburg hat uns wieder. Nicht zu glauben, 500 m von unserem Hotel weg erwischt uns ein Regenschauer. 350 km ohne nass zu werden und jetzt das. Das hübsche Zimmer mit dem kleinen Balkon entschädigt. Der Wirt begrüßt uns mit guter Laune und gibt uns Tipps für die nächsten beiden Tage, die wir noch in Freiburg verbringen werden. Ich glaube, morgen ruft uns das Glottertal.